Abtreibung - radikaler Massenmord oder moderates Mittel?

"Wenn eine Mutter ein Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen. (...) Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder"

Hl. Mutter Teresa

Ich  möchte mit dem vorangestellten Zitat einführen; die Heilige Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa ist vielen Menschen, auch nichtchristlich ein Begriff. Sie steht für unbedingte Nächstenliebe, Hilfe und Bescheidenheit, sie ist wohl eine der wenigen Heiligen, die auch Religions-Feinden gefallen würde. Leider werde ich mit diesem Artikel vermutlich dafür sorgen, dass dies nicht mehr der Fall ist. Die Heilige spricht in ihrer Dankesrede zum Friedensnobelpreis von Abtreibung uns verurteilt sie hart, sie bezieht eine radikale Position. Auch wenn der Begriff radikal falsche Vorstellungen hervorrufen könnte, so ist ihre Radikalität ja in dem Sinne, dass sie liebt und Fürsorge übt radikal. Mutter Teresa betitelt Abtreibung als Mord und größte Bedrohung für den Weltfrieden, sie stigmatisiert sie als größtes Verbrechen der Welt. 

Ich stimme ihr in allen Punkten zu. Abtreibung ist Tötung, im folgenden Text werde ich auch erläutern, warum ich das so sehe. Wichtig ist: Es ist meine Meinung, ich bitte dies zu beachten. 

Ich betrachte Abtreibung als das Nehmen eines Lebens. Das Problem bei der gesamten Diskussion um Abtreibung ist, dass der Blick, obwohl es um eine ethische Frage geht, oft zu starr auf den biologischen Aspekten festsitzt. Denn wenn es um die Frage geht, wann beginnt Leben, so stößt man immer auf Widerspruch, egal was man sagt. Das liegt daran, dass Leben nicht biologisch feststellbar ist. Diese These wirkt extrem widersprüchlich, fast ironisch und diejenigen, die sich in ihrer verstarrten Argumentation festfahren, werden sie nicht anerkennen, doch sie ist ein Gedanke, über den nachgedacht werden muss. Biologisch lässt sich ein Herzschlag feststellen, es lassen sich Nerventätigkeiten feststellen und Bewegungen oder Bedürfnisse, aber Leben an und für sich ist nicht biologisch und man darf es in der Hinsicht auf die Frage der Abtreibung auch nicht als solches betrachten. Leben beschreibt etwas, was keine Wissenschaft und unser Verstand nicht begreifen kann. Leben beinhaltet eine Seele. Und auch jetzt werden zahlreiche Feministen und SJW wieder aufschreien und meine Theorien als mittelalterlich und vor allem fundamentalistisch brandmarken. Doch ich bitte gerade diese, sich einfach mal offen auf diese Theorien einzulassen. 

Ich ziehe einmal ein erstes Resümee zu meiner Position: Ich bezeichne Abtreibung, die ab dem Befruchten der Eizelle stattfindet als das Nehmen eines Lebens (ich sehe hier vom Begriff Mord ab, da er einen falschen Eindruck vermitteln könnte), da wirkliches Leben, vom dem wir hier reden müssen um eine Antwort zu finden, ab dem Punkt beginnt, wo die Chance darauf besteht, dass irgendwann einmal ein Lebewesen enstehen könnte. Es geht um die Seele eines Menschen, die hier geschützt werden muss, auch wenn einige mit dem Begriff Seele nicht anfangen können oder wollen.

Dazu mögen nun einige denken: "Der Staat kann sich doch nicht auf so etwas irrationales wie eine Seele beziehen." Erstens, wie schon gesagt, muss man es tun, da man sonst zu keiner Lösung finden kann und zweitens ist es ohnehin dringend notwendig, dass die Wissenschaft nicht viel fundamentalistischer wirkt als, zum Beispiel, die Kirche, schließlich mag uns das heute vielleicht alles als richtiger erscheinen als die Lehre der Kirche, doch in 25 Jahren sieht das vielleicht wieder ganz anders aus. Man müsste grundsätzlich mal in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft auch die Wissenschaft kritisch hinterfragen und sie nicht als unfehlbar hinnehmen. Damit möchte ich nicht sagen, dass man der Wissenschaft gar nichts mehr glauben soll, das ist auch falsch, aber die Situation, die sich mir zurzeit bietet sieht so aus, dass viele Menschen blind jeder nächsten "Erkenntnis" nachlaufen. Nicht zu vergessen ist, dass das Kind sich überhaupt nicht wehren kann, es mag sein, dass es keinen Schmerz empfindet, doch trotzdem ist es das schützenswerteste und empfindlichste Leben dieser Welt. Und trotzdem wird es auf diese grausame Art und Weise umgebracht.

Ich denke meine Meinung zu Abtreibung in der Theorie sollte nun klar sein: sie ist ein klares Nein.

Für einige mag die Begründung meiner Position undurchschaubar, ja kryptisch aussehen, doch diesen wird es helfen den Text noch einmal ohne Vorurteile und mit einer wirklich offenen Position zu lesen - eine wirklich - und das ist nicht ironisch gemeint - sehr schwierige Aufgabe. Mir selbst ist es oft extrem schwierig, etwas mit veränderbaren Ansichten zu lesen. Ich kann also nur darum bitten und wenn man meine Meinung nicht teilt, dann eben nicht, ich kann ja schlecht den Anspruch stellen, dass jeder Mensch meine Meinung zu teilen hat.

Gehen wir nun ein wenig mehr in die Praxis - wie stelle ich mir die reale Umsetzung meiner Vorstellungen vor?

Oft wird - gerade in der Debatte um Abtreibung - mit sehr speziellen Einzelfällen argumentiert. Das zeigt, so finde ich eigentlich schon wer die begründetere Position hat. Über solche speziellen Einzelfälle zu diskutieren ist sinnlos und dient nur zur Senkung der Hemmschwelle bei der Legalisierung von Abtreibung.

Die reale Umsetzung meiner Vorstellung sieht also wie folgt aus: Abtreibung muss illegal sein, dies ab der Befruchtung umzusetzen ist sicherlich schwierig, so könnte man vielleicht besser sagen: Ärzte dürfen keine Abtreibung durchführen und wenn man selber abtreibt, zB. durch die Pille danach, oder im Ausland abtreiben lässt wird das bestraft, nicht so radikal wie ein Mord, doch trotzdem dem Verbrechen entsprechend hart. Ich rede also von Fällen, in denen das Kind einfach ungeplant war oder ein Versehen. Denn wenn zum Beispiel ein Teenie-Mädchen schwanger wird, hat sie das Risiko in Kauf genommen, auch wenn sie verhütet hat und auch wenn sie deswegen ein halbes Jahr nicht in die Schule kann, muss sie diese Folgen tragen - einen Schulabschluss zum Beispiel kann man auch noch nachholen. In diesen Fällen wäre Abtreibung - so hart es klingt - reine Bequemlichkeit. 

Kommen wir zum Thema Vergewaltigungen - auch hier beziehe ich eine recht harte Position: Auch wenn man vergewaltigt wurde, darf man nicht abtreiben. Ich kann jede Frau verstehen, die sagt, sie würde in dem Kind immer den Vergewaltiger sehen, sie könnte es nie wirklich lieben und so weiter. Doch niemand zwingt die Mutter das Kind zu behalten. Sie kann es zur Adoption freigeben und muss dann nur die neun Monate mit dem Kind im Bauch leben, für einige sicher schwer, für andere aber sicherlich auch selbstverständlich, schließlich fließt in dem Kind nicht nur das Blut des Vergewaltigers sondern auch das der Mutter, es ist ein Teil der Mutter. Und für mich wäre es viel schlimmer mein ganzes Leben mit der Gewissheit zu leben, ich hätte mein eigenes Kind umgebracht als neun Monate ein Teil meinerselbst, mein Kind auszutragen, auch wenn es unter den schlimmsten Umständen entstanden ist, denn dafür kann das Kind ja nichts. Außerdem muss man dazu sagen, dass es 2006 höchstens 400 Vergewaltigungen mit Schwangerschaftsfolge gab und dass 50% aller Vergewaltigungen von Expartnern oder Geliebten ausgeübt werden. Trotzdem ist die Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung auf gar keinen Fall mit der oben genannten Schwangerschaft gleichzusetzen, dies möchte ich klar stellen. Eine Abtreibung hat nach einer Vergewaltigung wenigstens einen gewissen Grund, was sie nicht legalisiert, auf gar keinen Fall, trotzdem müsste man bei jedem solcher Fälle eine Extra-Entscheidung machen, die sehr sorgfältig abgewägt wird. 

Der nächste Sonderfall wäre, wenn sich herausstellt, dass das Kind behindert oder todkrank ist. Hier legalisiert Nichts - rein gar Nichts eine Abtreibung. Man tötet doch auch keinen fünfjährigen Spastiker nur weil er behindert ist. Und auch bei einer Krankheit, die sicher tödlich endet, darf sich der Mensch nicht das Recht herausnehmen, ein Leben zu nehmen, das ist genau so wie bei der Todesstrafe oder Sterbehilfe - dieses Verbrechen ist in keinster Weise zu rechtfertigen.

Der einzige Fall, den ich als legal gelten lassen würde, wäre, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass bei der Geburt die Mutter stirbt oder sogar Mutter und Kind. Dass eine Mutter bei jeder Geburt sterben kann ist mir bewusst, aber ich denke jedem ist klar wovon ich rede. Dieser Fall und auch nur der ist der einzige, in dem ich eine Abtreibung als legal bezeichnen würde. Die Mutter müsste hier nach langer und sehr bedachter Überlegung und Beratung entscheiden, welches Leben ihr wichtiger ist, ihres oder das ihres ungeborenen Kindes, diese Entscheidung kann der Staat nicht abnehmen.

 

Zum Abschluss muss ich noch eins sagen: Ich bin ein Mann und in keiner dieser Situationen gewesen und werde es auch nie sein, trotzdem entziehe ich mich nicht einer Meinung zu dem Thema und finde, das sollte keiner tun, schließlich geht es hier um das Leben der wehrlosesten Lebewesen überhaupt und um die oberste Pflicht eines jeden Staates das Leben seiner Bürger zu schützen.

Und noch eins: Dieser Text gibt natürlich nur einen Anriss an dieses extrem schwierige Thema wieder und kann nicht die gesamte Tiefe der Thematik beschreiben.

In diesem Sinne wünsche ich noch einen erholsamen Tag und offene Ansichten,

Euer Ragnar